Ich kann dir definitiv aus Erfahrung sagen, dass es auf jeden fall auch anders herum geht, und man damit tatsächlich glücklicher und zufriedener sein kann, weniger Leistung zu haben.
Hier mal meine Moped Historie seit dem ich Volljährig wurde:
(bis dahin Mofa, 50er Moped und 80er gefahren)
Nach dem „großen“ Führerschein Erwerb gab es damals erstmal 27PS, die schnell gegen 34PS getauscht worden sind… heimlich den Drosselsatz entfernt, machte dann 50PS…nach „optimierung“ 61PS… 2 Jahre Später den Lappen umschreiben lassen… 61PS offiziell gefahren… schnell danach was mit 98PS zugelegt!
Mehr war damals nicht drinnen, weil die Versicherungssumme damals so eine Magische Grenze hatte. Bis 98PS waren „erschwinglich“, mehr wie 98PS und die Versicherungssumme hätte sich mindestens verdoppelt… trotzdem heimlich auf 121PS aufgemacht… fast jede Maschine hatte danach auf dem Papier immer mehr PS wie die Vorherige, jedoch eines wurde mir irgendwie schon vor Zeiten klar: Der Funfactor wuchs irgendwie
nicht mehr mit der wachsenden Mehrleistung!
Das Leistungsmaximum quasi als Statusobjekt bei mir lag dann irgendwann mal bei 175PS. ALLES war theoretisch mit dieser Mühle möglich, zeitgleich war das jedoch auch dann die Maschine, mit der ich in den letzten 30 Jahren auch mit den geringsten Fahrspaß, jedoch die größten Wartungskosten hatte!
Denn was nützt einem die Leistung, wenn man diese nicht selbst sicher auf die Straße bringen kann, oder man quasi von der Technik der Maschine gefahren wird, statt die Maschine selbst und vor allem sicher zu fahren!
(außerdem ist der Unterhalt von solchen Maschinen echt kostspielig, da diese von der Technik her echt wartungsintensiv und empfindlich sind!)
Seit dem werden meine Mopeds irgendwie auch wieder immer „kleiner“, sowohl was Hubraum angeht, als auch die PS-Zahl.
Nach über 25Jahren mit ausnahmslos mehr als 100PS auf dem Hinterrad, gab es dann aus Frust und lange Weile dann „just for Fun“ während des ersten Lockdown die Brixton.
War erst ein bisschen komisch damit zu fahren und ich dachte echt, was hast Du Dir dabei bloß gedacht!
Einfachste Technik… relativ „instabiles“ Fahrverhalten… vieles rein mechanisch… unterirdische Leistung… klappert, wackelt, pfeift, wetterfühlig, gammelt… etc.
Aber was soll ich sagen, der Funfactor beim Moped fahren ist wiedergebohren worden!
Es erinnerte einen sofort an die eigenen Anfänge!
Das Klappern, das instabile Fahrgefühl, das notwendige Schrauben und improvisieren um das Optimum rauszuholen, nicht mehr den Druck zu haben, zu zeigen was man hat/kann, weil es geht eh nicht viel bis fast gar nichts…
Die Brixton hat mich definitiv insgesamt entschleunigt und ein Stück zurück in die Realität geholt!
Ich fahre jetzt auch gerne mal hinter einem Schleicher hinterher, und werde nicht mal nervös dabei.
Vor 2 Jahren hätte ich auf Gedeih und Verderben mit 200er Blutdruck und pochenden Venen dran vorbei gemusst, und wenn es meinen Hals gekostet hätte!
Heute bleibt der Blutdruck dabei im grünen Bereich, und ich freue mich beim relaxten fahren, dass meist gerade nichts neues anfängt zu klappern, rasseln, pfeifen…
Und auch bei meiner Großen Mühle gab es mittlerweile ein weiteres Downgrade.
Statt immer die ~1200ccm und >100PS anzustreben, habe ich mir nach dieser Erfahrung mal was geringeer motorisiertes gegönnt.
Einzige Vorgabe war beim Kauf Zuladung >210kg für den 2 Mann Betrieb, und bequem sollte sie sein.
Geworden ist es tatsächlich dann ein Moped mit nur noch 750ccm und Serienmäßig 55PS.
Für Fahrten alleine absolut ausreichend, schneller als 130 fährt man eh fast gar nicht, absolut sparsam im Verbrauch und lt. Fachpresse eines der zuverlässigsten Aggregate, die je gebaut worden sind!
(einziges Manko… beim 2 Mann Betrieb könnte die Maschine zum Überholen tatsächlich gut und gerne 10-20PS mehr haben… aber irgendwas ist ja immer
)