(sorry vorab, ich habe die Formatierung mit den Bildern nicht hinbekommen. Nach dem hochladen war alles irgendwie anders, als wie ich es erstellt hatte)
Reisebericht: 2400 km Tour "der Nase nach" vom Ruhrgebiet durchs französische Jura, französische/italienische Alpen, Offroad, alte Militärstrassen, Elsass, Schwarzwald, Rheintal.
Moped: Brixton Felsberg 125 (Little Nelly)
Vorwort: Im April 2020 habe ich meine 125er Felsberg als Einjährige mit 900 km gekauft und bis Ende August 2021 über 9000 km damit zurück gelegt. Es scheint also Spaß zu machen, so ein Ding zu fahren.
Rund 4800 km dieser Laufleistung habe ich in zwei größeren Touren von je 2400 km in 2020 und 2021 zurück gelegt.
Von der diesjährigen Tour möchte ich hier berichten.
"Der Nase nach". So nenne ich meine ziemlich ungeplanten Touren, bei denen meist nur ein bestimmter Zeitraum und eine Richtung fest steht. In diesem Fall waren es 8 Tage von Samstag bis Samstag.
1. Tag: Fahrt nach Besancon (F)
Da sich zur Zeit des Fahrtantritts laut Wetterradar die Situation so darstellte, dass sich über Westeuropa zahlreiche Wolkenbänder eindrehten, zeigte meine Nase nach Süden und zwar an den Rand dieses Wolkenbandes Richtung Freiburg. Der Beschluss am Samstagmorgen des Fahrtantritts war also Bochum-Freiburg per Autobahn. Ein nicht allzu großes Vergnügen, sich mit Geschwindigkeiten zwischen 80 und 95 km/h hinter LKW zu klemmen.
Hinter Koblenz legte ich einen kurzen Stopp ein und schaute noch einmal auf das Wetterradar. Das Wolkenband hatte sich inzwischen auch über Freiburg geschoben. Der "Nasen Entschluss" war schnell gefasst. Ich änderte die Richtung und fuhr über Luxemburg nach Frankreich Richtung Besancon. Der ursprüngliche Plan war, in Freiburg darüber nachzudenken, über die Schweiz nach Italien, oder eben nach Frankreich zu fahren. So war ich dieser Entscheidung zuvor gekommen und entschloss mich, direkt Richtung Frankreich abzudrehen, da das Wetter dort versprach besser zu sein. Insgesamt über 600 km an diesem ersten Tag, davon 345 km Autobahn bis Metz, danach nur mautfreie Straßen.
Entspanntes Reisen auf geschlängelten Landstraßen liegt der kleinen Maschine sowieso besser.
Gegen 19:00 erreichte ich dann Besancon...kurze Hotelsuche über GoogleMaps.
Tag 2. Französisches Jura
Am Abend zuvor und beim Frühstück überlegten Google Maps und ich, wohin mich meine Nase an diesem Tag wohl bringen würde. Ich entdeckte, dass das Franche Compté und Jura sehr reizvolle Strecken und viele interessante zwischenziele zu bieten hat, wie die Source de la Loue, einen Fluss der am Fuße eines Canyons mitten aus einer Höhle entspringt (Bild) und das es davon mehrere in dieser (Bilder) Gegend gibt.
Ein paar Zwischenziele abgesteckt und schon war eine Route von 225 km für diesen Tag geplant. Ich hatte also an diesem Tag kein Ziel sondern einige Zwischenziele, die ich anfahren wollte, um mich am Schluss wie am Tag zuvor nach einer Bleibe umzusehen. Ich landete schließlich in Bellegarde-sur-Valserine.
Die Strecke führte durch dichte Wälder, üppige Vegetation, tiefen Schluchten, aus denen jene Flüsse entspringen, Verschlafene Dörfchen inklusive.
Tag 3. Französische Alpen
Da mir die Tour am Tag zuvor landschaftlich schon sehr zugesagt hatte, beschloss ich von Bellegarde-sur-Valserine aus, am Lac de Annecy entlang langsam in Richtung der französischen Hochalpen und am diesem Tag rund 220km über kurvige Landstraßen
bis zum Lac de Mont Cenis (etwa 2000 Meter hoch) zu fahren und mir dort eine Bleibe für die Nacht suchen.
Statt eines Hotels hatte ich diesmal eine "Gite" ausgewählt, eine typische französische private Herberge.
Da ich dort schon relativ früh ankam, lud ich mein Gepäck ab, tourte noch eine Weile durch die Berge rund um den Lac de Mont Cenis und erkundete erste Offroad-Schotterstrecken.
Am Abend und beim Frühstück am nächsten Morgen wurde die Strecke für Tag 4 geplant. Ich stellte ich fest, das ich erfreulicherweise nicht weit von einigen Offroad-Strecken war; dem Col de Finestre und dem Col de l'Assietta. Geil! Wollte ich schon lange mal.
Tag 4. Von Frankreich nach Italien. Offroad durch die Alpen. Col de Finestre, Col de l'Assietta.
Man hat das Spaß gemacht! Man war das schön! Man war das anstrengend!
Und Little Nelly hat eine ausgezeichnete Figur gemacht zwischen den hochgerüsteten Touren-Enduros. Warum? Sie ist zwar viel schwächer auf der Brust, aber sie ist auch leicht zu händeln. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei solchen Strecken. Legst du sie in einer engen, unbefestigten Spitzkehre oder auf einer ausgewaschenen Steigung auf die Seite, bekommst Du sie mit 130 Kilo auch wieder hingestellt.
Mach das mal mit nem 250 Kilo Moped und das ganze wenn's schlecht läuft einige Male mit weniger Luftsauerstoff und Moped-Montur. Einige Leute mit schweren Maschinen erzählten mir, dass dies u.A. ein Grund sei, mindestens zu zweit zu fahren, weil man sich dann gegenseitig aus der Patsche helfen kann.
Die Strecken sind abschnittsweise wirklich anspruchsvoll (Bilder)...also meinerseits höchste Vorsicht, damit Little Nelly keinen Schaden nimmt, denn sie hat ja keinen Motorschutz.
Und -Nein- Ich habe Nelly und mich selbst nicht abgelegt.
Außerdem hatte ich es per se nicht eilig, denn die Panoramen und Eindrücke waren unglaublich schön. Habe also ohnehin ständig gestoppt, um Fotos oder auch mal Brotzeit zu machen.
Nachdem Nelly und ich den Tag über damit beschäftigt waren, dass wir es heil schaffen, endete Strecke schließlich ganz unspektakulär an einer geteerten Landstraße.
Von dort aus nahm ich Kurs auf meine geplante Unterkunft in Bardonecchia, dem Hotel de Sommelier.
Da war doch was? Ach ja: Col de Sommelier und Mont Jaffereau. Die hatte ich für den nächsten Tag avisiert. Auch wieder Off-Road.
Im Hotel traf ich eine Gruppe von 3 französischen Bikern, einer davon Alpen-Motorrad-Tourguide. Na so'n glücklicher Zufall!
Sie wollten am nächsten Tag den Mont Jaffereau rauf, denn an diesem Tag sei eine weitere Militärstrasse geöffnet, die besonders toll sei, quasi eine einmalige Gelegenheit, inklusive weiterer Festungen und pechschwarzem Tunnel. Sie luden mich ein, am nächsten Tag mit ihnen zu fahren und rieten mir vom Col de Sommellier ab, denn beides sei an einem Tag kaum zu schaffen.
Man will ja nicht übertreiben und außerdem ist es ratsam, auf Locals, insbesondere Guides zu hören.
Nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch und einigen Drinks verabredeten wir uns zum gemeinsamen Start am nächsten Morgen.
Tag 5. Off Road. Mont Jaffereau (I). Fahrt nach Chambéry (F). Insgesamt rum 230km.
Man hat das noch mehr Spaß gemacht! Man war das schön! Man war das oberanstrengend!
Als Tagesziel nach dem Mont Jaffereau hatte ich mir für diesen Tag die Richtung Chambéry in Frankreich vorgenommen.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den anderen ging es nach Schnellreparatur einer Tankleckage an der 660er Rotax der Tourguides los.
In der Nacht hatte es etwas geregnet. Die Strecke schlängelte sich über sandig-kiesige bis steinig-lehmige Waldstrassen immer weiter aufwärts bis oberhalb der Baumgrenze. Den drei Franzosen sagte ich schließlich, sie sollen ruhig Gas geben, denn deren Tempo konnte ich mangels Erfahrung und PS nicht dauerhaft mithalten. Man musste echt aufpassen, sich nichts am Moped kaputt zu fahren. Es gelang zwar zunächst mit viel Mühe, aber es war einfach nicht mein Tempo, denn ich hätte links und rechts nichts mehr mitbekommen und das wäre schade gewesen.
Letztlich kam ich inklusive einiger Foto-Stops etwa 15 Minuten später auf der oberen Festung des Mont Jaffereau an.
Dort traf ich die drei wieder, die sich gerade bereit machten, den zweiten Teil der Strecke über die nur an diesen Tag freigegebene Militärstrasse zu nehmen.
Die Strecke an diesem Tag fand ich bis zum Gipfel des Mont Jaffereau noch deutlich fordernder als am Tag zuvor. Vielleicht nicht mal anspruchsvoller, aber irgendwie teilweise echt unangenehm zu fahren, wegen des losen groben Gerölls, Mulden, zerklüfteten Bereichen, herausstehenden spitzen von Felsbrocken. Ich musste halt sehr aufpassen.
Nach einer Verschnaufpause in den Ruinen des Forte Jaffereau, ging es ein stückweit dieselbe Strecke zurück, bis zum Abzweig zur empfohlenen Militärstrasse.
Von dort schlängelte sich der äußerst ruppig zu fahrende Weg langsam aber sicher talwärts zum Forte al Seguret, und einen alten, engen, pechschwarzen Tunnel.
Danach noch ein kurzer Abstecher zum Forte Pramand, ein ebenfalls in Teilen sehr anspruchsvoll zu fahrendes Wegstück.
Nach einigen Stunden kam ich schließlich wieder im Tal wieder auf eine Landstraße und nahm Kurs Richtung Frankreich, der mich diesmal auf umgekehrten Wege, über Serpentinen und geschlängelte Landstraßen zunächst wieder hinauf auf den den Mont Cenis und am gleichnamigen See vorbei auf französischer Seite ins Tal und dann über Modane und kurvenreiche Nebenstrecken durch Teile des Nationalpark Vanoise und des Massif Chartreuse langsam Richtung Chambery führte. Bei einem Stopp einige Kilometer vor Chambery suchte ich mir ,wie an den Tagen zuvor schon, auf Google Maps ein passendes Hotel, kaufte ein paar Dosen Bier und etwas zu Essen in einem Supermarkt und fiel dort völlig erledigt ins Bett.
Tag 6. Chambéry-Freiburg 411km Landstrasse
Bei der morgendlichen Streckenplanung beschloss ich, das zuvor wegen des Wetters verschmähte Freiburg doch noch mit in meine Tour einzubeziehen.
Von Chambery aus ging es also Richtung Freiburg zunächst am Lac de Bourget entlang wieder durchs Haute Jura, Ausläufer der Vogesen und des Elsass bis Freiburg.
Ich hatte die Strecke bewusst so gewählt das möglichst keine Autobahn und keine größeren Landstraßen enthalten waren. Und so cruiste ich auf wunderschönen Nebenstrecken langsam aber sicher wieder Richtung Deutschland.
Abschnittsweise gab es auf diesem Nebenstrecken über längere Distanzen ausschließlich Kurven und kaum geraden. Es ging also diesen üppig bewaldeten Gebiet pausenlos links-rechts-links-rechts und ich musste mich zusammenreißen, mich von diesem schwungreichen Fahrstil und dessen Reiz nicht zu sehr einnehmen und dazu verführen zu lassen, nicht einsehbare Kurven zuschneiden und besser auf angepasste Geschwindigkeit zu achten. Das kann sonst schnell mal schief gehen.
Tag 7. Freiburg- Haßloch
An diesem Tag sollte die grobe Richtung Norden sein. Ein einziges Zwischenziel, nämlich die Holzbrücke in Forbach, hatte ich eingebaut. Und so ging es wie an den Tagen zuvor über absolute Nebenstrecken und Kreisstraßen durch den Schwarzwald Richtung Forbach. Von dort aus ging es orientierte über Baden-Baden wieder ein Stück durch Frankreich und ich erreichte schließlich den Rhein auf deutscher Seite in der Gegend um Wörth. Von dort aus orientierte ich mich grob weiter Richtung Norden und grob am Rhein entlang. Da ich an diesem Tag kein Ziel hatte, beschloss ich einfach, mir ein Hotel zu suchen "wenn es genug war mit der Fahrerei" und so landete ich in einem Gästehaus in Haßloch für die Nacht.
Tag 8. Heimfahrt. Landstraßen bis Koblenz. Autobahn zurück nach Bochum.
Samstag. Jetzt war ich genau eine Woche unterwegs. Ich hatte mir als Option noch den Sonntag offen gehalten, aber die Wetterlage war nicht vielversprechend und so beschloss ich, an diesem Tag nach Hause zu fahren.
Von Haßloch aus ging es Richtung Bingen am Rhein und von dort aus am Rhein entlang bis Koblenz.
(letzter Snack vor der Heimfahrt)
Weil das Wetter immer schlechter wurde und sich Regenwolken bedrohlich formierten und ich echt keinen Bock hatte mich in meiner Regenkombi zu pellen beschloss ich ab Koblenz die Autobahn zu nehmen. Es kam trotzdem wie es kommen musste. Typisches Motorradfahrer-Schicksal. Keine 10 km auf der Autobahn unter einer Autobahnbrücke anhalten und sich aufgrund eines Platzregens in die Regenkombi pellen.
Ab da regnete es durchgehend bis nach Hause. Fahrten im Regen machen wir nicht viel aus. Die Regenkombi war dicht und nachdem ich zuhause angekommen war stellte ich außerdem fest, dass meine billigen Gepäcktaschen auch dicht waren.
Fazit:
(PS.: wer Fehler findet, darf sie gern behalten )
Reisebericht: 2400 km Tour "der Nase nach" vom Ruhrgebiet durchs französische Jura, französische/italienische Alpen, Offroad, alte Militärstrassen, Elsass, Schwarzwald, Rheintal.
Moped: Brixton Felsberg 125 (Little Nelly)
Vorwort: Im April 2020 habe ich meine 125er Felsberg als Einjährige mit 900 km gekauft und bis Ende August 2021 über 9000 km damit zurück gelegt. Es scheint also Spaß zu machen, so ein Ding zu fahren.
Rund 4800 km dieser Laufleistung habe ich in zwei größeren Touren von je 2400 km in 2020 und 2021 zurück gelegt.
Von der diesjährigen Tour möchte ich hier berichten.
"Der Nase nach". So nenne ich meine ziemlich ungeplanten Touren, bei denen meist nur ein bestimmter Zeitraum und eine Richtung fest steht. In diesem Fall waren es 8 Tage von Samstag bis Samstag.
1. Tag: Fahrt nach Besancon (F)
Da sich zur Zeit des Fahrtantritts laut Wetterradar die Situation so darstellte, dass sich über Westeuropa zahlreiche Wolkenbänder eindrehten, zeigte meine Nase nach Süden und zwar an den Rand dieses Wolkenbandes Richtung Freiburg. Der Beschluss am Samstagmorgen des Fahrtantritts war also Bochum-Freiburg per Autobahn. Ein nicht allzu großes Vergnügen, sich mit Geschwindigkeiten zwischen 80 und 95 km/h hinter LKW zu klemmen.
Hinter Koblenz legte ich einen kurzen Stopp ein und schaute noch einmal auf das Wetterradar. Das Wolkenband hatte sich inzwischen auch über Freiburg geschoben. Der "Nasen Entschluss" war schnell gefasst. Ich änderte die Richtung und fuhr über Luxemburg nach Frankreich Richtung Besancon. Der ursprüngliche Plan war, in Freiburg darüber nachzudenken, über die Schweiz nach Italien, oder eben nach Frankreich zu fahren. So war ich dieser Entscheidung zuvor gekommen und entschloss mich, direkt Richtung Frankreich abzudrehen, da das Wetter dort versprach besser zu sein. Insgesamt über 600 km an diesem ersten Tag, davon 345 km Autobahn bis Metz, danach nur mautfreie Straßen.
Entspanntes Reisen auf geschlängelten Landstraßen liegt der kleinen Maschine sowieso besser.
Gegen 19:00 erreichte ich dann Besancon...kurze Hotelsuche über GoogleMaps.
Tag 2. Französisches Jura
Am Abend zuvor und beim Frühstück überlegten Google Maps und ich, wohin mich meine Nase an diesem Tag wohl bringen würde. Ich entdeckte, dass das Franche Compté und Jura sehr reizvolle Strecken und viele interessante zwischenziele zu bieten hat, wie die Source de la Loue, einen Fluss der am Fuße eines Canyons mitten aus einer Höhle entspringt (Bild) und das es davon mehrere in dieser (Bilder) Gegend gibt.
Ein paar Zwischenziele abgesteckt und schon war eine Route von 225 km für diesen Tag geplant. Ich hatte also an diesem Tag kein Ziel sondern einige Zwischenziele, die ich anfahren wollte, um mich am Schluss wie am Tag zuvor nach einer Bleibe umzusehen. Ich landete schließlich in Bellegarde-sur-Valserine.
Die Strecke führte durch dichte Wälder, üppige Vegetation, tiefen Schluchten, aus denen jene Flüsse entspringen, Verschlafene Dörfchen inklusive.
Tag 3. Französische Alpen
Da mir die Tour am Tag zuvor landschaftlich schon sehr zugesagt hatte, beschloss ich von Bellegarde-sur-Valserine aus, am Lac de Annecy entlang langsam in Richtung der französischen Hochalpen und am diesem Tag rund 220km über kurvige Landstraßen
bis zum Lac de Mont Cenis (etwa 2000 Meter hoch) zu fahren und mir dort eine Bleibe für die Nacht suchen.
Statt eines Hotels hatte ich diesmal eine "Gite" ausgewählt, eine typische französische private Herberge.
Da ich dort schon relativ früh ankam, lud ich mein Gepäck ab, tourte noch eine Weile durch die Berge rund um den Lac de Mont Cenis und erkundete erste Offroad-Schotterstrecken.
Am Abend und beim Frühstück am nächsten Morgen wurde die Strecke für Tag 4 geplant. Ich stellte ich fest, das ich erfreulicherweise nicht weit von einigen Offroad-Strecken war; dem Col de Finestre und dem Col de l'Assietta. Geil! Wollte ich schon lange mal.
Tag 4. Von Frankreich nach Italien. Offroad durch die Alpen. Col de Finestre, Col de l'Assietta.
Man hat das Spaß gemacht! Man war das schön! Man war das anstrengend!
Und Little Nelly hat eine ausgezeichnete Figur gemacht zwischen den hochgerüsteten Touren-Enduros. Warum? Sie ist zwar viel schwächer auf der Brust, aber sie ist auch leicht zu händeln. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei solchen Strecken. Legst du sie in einer engen, unbefestigten Spitzkehre oder auf einer ausgewaschenen Steigung auf die Seite, bekommst Du sie mit 130 Kilo auch wieder hingestellt.
Mach das mal mit nem 250 Kilo Moped und das ganze wenn's schlecht läuft einige Male mit weniger Luftsauerstoff und Moped-Montur. Einige Leute mit schweren Maschinen erzählten mir, dass dies u.A. ein Grund sei, mindestens zu zweit zu fahren, weil man sich dann gegenseitig aus der Patsche helfen kann.
Die Strecken sind abschnittsweise wirklich anspruchsvoll (Bilder)...also meinerseits höchste Vorsicht, damit Little Nelly keinen Schaden nimmt, denn sie hat ja keinen Motorschutz.
Und -Nein- Ich habe Nelly und mich selbst nicht abgelegt.
Außerdem hatte ich es per se nicht eilig, denn die Panoramen und Eindrücke waren unglaublich schön. Habe also ohnehin ständig gestoppt, um Fotos oder auch mal Brotzeit zu machen.
Nachdem Nelly und ich den Tag über damit beschäftigt waren, dass wir es heil schaffen, endete Strecke schließlich ganz unspektakulär an einer geteerten Landstraße.
Von dort aus nahm ich Kurs auf meine geplante Unterkunft in Bardonecchia, dem Hotel de Sommelier.
Da war doch was? Ach ja: Col de Sommelier und Mont Jaffereau. Die hatte ich für den nächsten Tag avisiert. Auch wieder Off-Road.
Im Hotel traf ich eine Gruppe von 3 französischen Bikern, einer davon Alpen-Motorrad-Tourguide. Na so'n glücklicher Zufall!
Sie wollten am nächsten Tag den Mont Jaffereau rauf, denn an diesem Tag sei eine weitere Militärstrasse geöffnet, die besonders toll sei, quasi eine einmalige Gelegenheit, inklusive weiterer Festungen und pechschwarzem Tunnel. Sie luden mich ein, am nächsten Tag mit ihnen zu fahren und rieten mir vom Col de Sommellier ab, denn beides sei an einem Tag kaum zu schaffen.
Man will ja nicht übertreiben und außerdem ist es ratsam, auf Locals, insbesondere Guides zu hören.
Nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch und einigen Drinks verabredeten wir uns zum gemeinsamen Start am nächsten Morgen.
Tag 5. Off Road. Mont Jaffereau (I). Fahrt nach Chambéry (F). Insgesamt rum 230km.
Man hat das noch mehr Spaß gemacht! Man war das schön! Man war das oberanstrengend!
Als Tagesziel nach dem Mont Jaffereau hatte ich mir für diesen Tag die Richtung Chambéry in Frankreich vorgenommen.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den anderen ging es nach Schnellreparatur einer Tankleckage an der 660er Rotax der Tourguides los.
In der Nacht hatte es etwas geregnet. Die Strecke schlängelte sich über sandig-kiesige bis steinig-lehmige Waldstrassen immer weiter aufwärts bis oberhalb der Baumgrenze. Den drei Franzosen sagte ich schließlich, sie sollen ruhig Gas geben, denn deren Tempo konnte ich mangels Erfahrung und PS nicht dauerhaft mithalten. Man musste echt aufpassen, sich nichts am Moped kaputt zu fahren. Es gelang zwar zunächst mit viel Mühe, aber es war einfach nicht mein Tempo, denn ich hätte links und rechts nichts mehr mitbekommen und das wäre schade gewesen.
Letztlich kam ich inklusive einiger Foto-Stops etwa 15 Minuten später auf der oberen Festung des Mont Jaffereau an.
Dort traf ich die drei wieder, die sich gerade bereit machten, den zweiten Teil der Strecke über die nur an diesen Tag freigegebene Militärstrasse zu nehmen.
Die Strecke an diesem Tag fand ich bis zum Gipfel des Mont Jaffereau noch deutlich fordernder als am Tag zuvor. Vielleicht nicht mal anspruchsvoller, aber irgendwie teilweise echt unangenehm zu fahren, wegen des losen groben Gerölls, Mulden, zerklüfteten Bereichen, herausstehenden spitzen von Felsbrocken. Ich musste halt sehr aufpassen.
Nach einer Verschnaufpause in den Ruinen des Forte Jaffereau, ging es ein stückweit dieselbe Strecke zurück, bis zum Abzweig zur empfohlenen Militärstrasse.
Von dort schlängelte sich der äußerst ruppig zu fahrende Weg langsam aber sicher talwärts zum Forte al Seguret, und einen alten, engen, pechschwarzen Tunnel.
Danach noch ein kurzer Abstecher zum Forte Pramand, ein ebenfalls in Teilen sehr anspruchsvoll zu fahrendes Wegstück.
Nach einigen Stunden kam ich schließlich wieder im Tal wieder auf eine Landstraße und nahm Kurs Richtung Frankreich, der mich diesmal auf umgekehrten Wege, über Serpentinen und geschlängelte Landstraßen zunächst wieder hinauf auf den den Mont Cenis und am gleichnamigen See vorbei auf französischer Seite ins Tal und dann über Modane und kurvenreiche Nebenstrecken durch Teile des Nationalpark Vanoise und des Massif Chartreuse langsam Richtung Chambery führte. Bei einem Stopp einige Kilometer vor Chambery suchte ich mir ,wie an den Tagen zuvor schon, auf Google Maps ein passendes Hotel, kaufte ein paar Dosen Bier und etwas zu Essen in einem Supermarkt und fiel dort völlig erledigt ins Bett.
Tag 6. Chambéry-Freiburg 411km Landstrasse
Bei der morgendlichen Streckenplanung beschloss ich, das zuvor wegen des Wetters verschmähte Freiburg doch noch mit in meine Tour einzubeziehen.
Von Chambery aus ging es also Richtung Freiburg zunächst am Lac de Bourget entlang wieder durchs Haute Jura, Ausläufer der Vogesen und des Elsass bis Freiburg.
Ich hatte die Strecke bewusst so gewählt das möglichst keine Autobahn und keine größeren Landstraßen enthalten waren. Und so cruiste ich auf wunderschönen Nebenstrecken langsam aber sicher wieder Richtung Deutschland.
Abschnittsweise gab es auf diesem Nebenstrecken über längere Distanzen ausschließlich Kurven und kaum geraden. Es ging also diesen üppig bewaldeten Gebiet pausenlos links-rechts-links-rechts und ich musste mich zusammenreißen, mich von diesem schwungreichen Fahrstil und dessen Reiz nicht zu sehr einnehmen und dazu verführen zu lassen, nicht einsehbare Kurven zuschneiden und besser auf angepasste Geschwindigkeit zu achten. Das kann sonst schnell mal schief gehen.
Tag 7. Freiburg- Haßloch
An diesem Tag sollte die grobe Richtung Norden sein. Ein einziges Zwischenziel, nämlich die Holzbrücke in Forbach, hatte ich eingebaut. Und so ging es wie an den Tagen zuvor über absolute Nebenstrecken und Kreisstraßen durch den Schwarzwald Richtung Forbach. Von dort aus ging es orientierte über Baden-Baden wieder ein Stück durch Frankreich und ich erreichte schließlich den Rhein auf deutscher Seite in der Gegend um Wörth. Von dort aus orientierte ich mich grob weiter Richtung Norden und grob am Rhein entlang. Da ich an diesem Tag kein Ziel hatte, beschloss ich einfach, mir ein Hotel zu suchen "wenn es genug war mit der Fahrerei" und so landete ich in einem Gästehaus in Haßloch für die Nacht.
Tag 8. Heimfahrt. Landstraßen bis Koblenz. Autobahn zurück nach Bochum.
Samstag. Jetzt war ich genau eine Woche unterwegs. Ich hatte mir als Option noch den Sonntag offen gehalten, aber die Wetterlage war nicht vielversprechend und so beschloss ich, an diesem Tag nach Hause zu fahren.
Von Haßloch aus ging es Richtung Bingen am Rhein und von dort aus am Rhein entlang bis Koblenz.
(letzter Snack vor der Heimfahrt)
Weil das Wetter immer schlechter wurde und sich Regenwolken bedrohlich formierten und ich echt keinen Bock hatte mich in meiner Regenkombi zu pellen beschloss ich ab Koblenz die Autobahn zu nehmen. Es kam trotzdem wie es kommen musste. Typisches Motorradfahrer-Schicksal. Keine 10 km auf der Autobahn unter einer Autobahnbrücke anhalten und sich aufgrund eines Platzregens in die Regenkombi pellen.
Ab da regnete es durchgehend bis nach Hause. Fahrten im Regen machen wir nicht viel aus. Die Regenkombi war dicht und nachdem ich zuhause angekommen war stellte ich außerdem fest, dass meine billigen Gepäcktaschen auch dicht waren.
Fazit:
- Kann man mit einer 125er Brixton große Touren fahren? Jepp, kann man. Kein Thema.
- Keine Probleme mit der Technik. Ich habe lediglich in Italien in einer Motorradwerkstatt einmal die Kette nachspannen lassen. Hat mich 5 € gekostet
- Ist so eine Tour empfehlenswert? Ich finde - JA! Hat einen riesen Spaß gemacht.
- Braucht man ein eigenständiges Navigationssystem? Absolut nein. Braucht man überhaupt nicht. Handy und Google Maps funktionieren tadellos. Und wenn die Strecke einmal geplant und gestartet ist, braucht man auch keine mobilen Daten mehr. Offlinekartenmaterial war gestern. Der absolute Vorteil ist, dass man auf Google Maps noch viel mehr hat, als eben nur Streckenplanung.
- Ist die Brixton für so eine Tour richtig motorisiert? Nu ja. Mit 11 PS kann man nicht viel reißen. Das muss klar sein. Auf Landstraßen ist sie absolut zu Hause und in den Alpen hat sie sich erstaunlich gut geschlagen. Trotzdem, an Steigungen auf Autobahnen und Bundesstraßen "verhungert" sie auch gern mal. Hier wären dringend gesetzlich erlaubten 15 PS angeraten damit man sich an Steigungen mit LKWs keine Rennen liefern muss. Das war mitunter sehr unangenehm (besonders auf Landstraßen wenn man im Rückspiegel nur noch ein riesiges MAN oder einen Mercedes-Stern sieht) und 15 PS statt 11 könnten dabei helfen, dass man an Steigungen wenigstens einigermaßen die Geschwindigkeit halten kann.
- Wie auch letztes Jahr schon, hat die diesjährige Tour riesigen Spaß gemacht. Das Motorrad ist durchaus für Langstrecken geeignet, fühlt sich aber, so wie ich, auf Landstraßen wohler als auf Autobahnen.
- Little Nelly ist bei vielen Gelegenheiten und zwischenstopps Anlass für ein Gespräch mit anderen Bikern oder Leuten gewesen, die das Motorrad einfach nur interessant fanden.
- Das Motorrad ist zuverlässig und sicher, benötigt zwischen 2,3 und 2,8 Litern Benzin pro 100km und fährt sich sehr angenehm. Auch der Sound zaubert selbst nach längeren Strecken immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
(PS.: wer Fehler findet, darf sie gern behalten )