Cromwell Gewährleistung

Wie ist denn die Lage bei euch?

Berlin/Brandenburg: Hier verhält es sich so: Die Nachfrage nach 2-Radwerkstätten ist exorbitant. Diese sind völlig überlaufen, gern in Kombination mit Schraubermangel. Suchen händeringend Angestellte. Einer mit sehr gutem Leumund zeigte mir seine Halle. Vollgeknallt mit Maschinen. Seine Worte dazu:
"Schau dir das an. Und ich weiss nicht, wie wir das machen sollen. Ich finde keine zusätzlichen Schrauber und hab schon 10k in Recruiter investiert... ich kann dir in frühestens 1 Monat einen Termin geben."
"Wie jetzt, in 1 Monat kannt du ran?"
"Nein. Dir den Termin geben. Danach dauerts dann nochmal 1-2 Wochen. Ich hab keinen Platz deine Karre abzustellen, sieh, alles voll."

Ein Anderer, der auch die Firmen-Mopeds wartet, holt sich Quereinsteiger die wollen und bringt denen von der Pike auf das Schrauben bei um seinen Bedarf im Ansatz decken zu können. Auch dort alles vollgerammelt. Dir Firma kommt aufgrund leichter gewerblicher Bevorzugung - Pflege der Gewerbekunden - dort aber auch selten unter 1 Woche Warten weg.

Sehr, sehr "tricky" Situation für Privatleute - Die Händler können aussuchen. Und logischerweise auch Preise festsetzen, die irgendwo vom Mond stammen. Ein Kunde mehr/weniger ist denen logischerweise ziemlich egal. Man muss schon sehr freundlich auftreten, damit überhaupt zugehört wird :)

Dazu schleichen sich gleichfalls aufgrund obiger Umstände gern Fehler ein. Man lese nur die Rezensionen der lokalen Betriebe. Werden immer schlechter. Ihr habt hier im Forum ja auch schöne Beispiele aus der Hamburger Region geschrieben.

Darum ist zumindest hier nicht der Kunde "König", sondern die Werkstatt. Auch das fällt in Rezensionen auf. Manche Werkstätten können offenbar damit nicht umgehen und werden recht hochnäsig und herablassend, während Andere es schaffen den Anstand zu wahren. Kommt auf die Leute im Büro an.

Selber lernen & machen was geht ist eigentlich die Devise
 
Jup, das kommt weil der Nachwuchs nur noch (pauschalisiert) nach der Schule (und dem fast schon obligatorischen Sabbatical auf Mamas und Papas Kosten) entweder „studieren“ will, oder die ohne Abi nen Bürojob, Influencer, Profigamer, Rapper/Model… oder in ganz krassen Fällen „Bürgergendempfänger aus Familientradition“ (gem. RTL2-Vorgabe) werden will.
Kaum einer lernt von den jetzigen Abgängern doch freiwillig noch was handwerkliches!!
(Kein Vorurteil, habe ich gerade erst bei der Abschlussklasse meines Sohnes erleben dürfen! …und wo ich wohne, bzw. Seine Schule liegt ist garantiert kein „sozialer Brennpunkt!“ der das Vorurteil stilisieren würde!)

👆mit sowas brauchte Evel Knevel jr. bei uns gar nicht es ankommen… fertig mit der Schule… kein Bock auf weiteres schulisches… mach ne sinnvolle Ausbildung!
 
Ah, du kommst von der Küste?

Treffend beschrieben, 1:1.

Brüderchen, ist Handwerker im Niedersächsischen Flachland, erzählte mir erst letztes Jahr dasselbe und fragte mich ernsthaft, ob ich nicht dort ne Lehre machen wolle, Bezahlung sei sehr gut, Job gesichert. Hab ihn gefragt ob ihm aufgefallen sei, dass ich Ü50 bin.

Er hat nur gegrinst und "egal" gesagt.

Was ein Spaß.
 
Ich glaube das ist das Problem der heutigen Jugend.
Die Bekannten in meinem Umfeld und Alter (50+), können alle selber schrauben. Die einen mehr die anderen weniger und das unabhängig davon ob sie Handwerker sind oder studiert haben. Da wird noch an den meisten dingen, egal ob Haus, Auto, Motorrad selbst Hand angelegt.
 
Ich habe 1982 meine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht,aber schon damals konnte man merken,das viele lieber Sesselpupser werden wollen anstatt mit dreckigen Fingern arbeiten zu gehen...und habe seitdem soviele Praktikanten und Azubis kennengelernt, die echt keinen Bock hatten und das nur quasi zwangsweise gemacht haben....null Begeistert von der Technik,so gleichgültig wie n Straßenkehrer von seinem Besen begeistert ist....
 
Ich habe 1982 meine Lehre als Kfz-Mechaniker gemacht,aber schon damals konnte man merken,das viele lieber Sesselpupser werden wollen anstatt mit dreckigen Fingern arbeiten zu gehen...und habe seitdem soviele Praktikanten und Azubis kennengelernt, die echt keinen Bock hatten und das nur quasi zwangsweise gemacht haben....null Begeistert von der Technik,so gleichgültig wie n Straßenkehrer von seinem Besen begeistert ist....

Jo. Mangelnde Begeisterung seh ich bei meinen sehr jungen Kollegen recht oft. Entsprechend gestaltet sich die Arbeitsqualität. Unser Job hat nichtmal was mit Schrauben zu tun.

Jüngerer Bruder No.2, KFZ-Mechatronikerlehre Abschluss gegen 2000: "Ich mach das fertig und dann ist gut. Arbeiten als Geselle werde ich das nicht. Ich will SCHRAUBEN und kein Baugruppentauscher sein. Das macht keinen Spaß."

Fand ich super konsequent von ihm.
 
Ich hatte das Glück,nach nem Jahrzehnt bei Toyota,was Klasse war mit den ständigen Fortbildungen ,in einer Werkstatt mit Oldtimern schrauben zu dürfen.Und auch natürlich so Viertelmillion€ Oldtimer Probe zu fahren,waren prima Zeiten.....
 
Die Leute - egal ob alt oder jung - wollen, was ihnen gefällt. Die heutigen Medien, allen voran Content-Sharing-Plattformen jeglicher Couleur, suggerieren einfach verdientes Geld und hohen Ruhm bei minimalem Einsatz. Das ist aber nichts Neues. Früher wollten auch "alle" Schauspieler oder Model werden.
Zudem kommt ein geringeres Interesse daran zu erfahren, wie Dinge funktionieren. Das ist, meiner Ansicht nach, ein selbstgemachtes Problem. Macht doch mal die Motorhaube von einem einigermaßen modernen Auto auf. Was sieht man? Nichts. Einen grauen Block Plastik. Es ist wortwörtlich eine "Black Box" (nicht im Sinne der Luftfahrt). Da gibt es einfach nichts, was Interesse wecken könnte. Gleiches gilt für Haushaltsgeräte und sonstige Elektronik. Insbesondere letztere haben entweder den Zustand "funktioniert" oder "muss ersetzt werden" - "kann man noch reparieren" gibt es einfach nicht mehr. Die Industrie wollte es so.
Die Geräte (Autos, Computer, Waschmaschinen - egal) werden in weitestgehend automatisierten Fabriken zusammengebastelt und wenn es kaputt ist, kauft man neu. Bei Fahrzeugen ist es noch nicht so krass, weil zu teuer, aber bei allem anderen ist Neukauf oftmals die günstigere Alternative.
Und da wundert man sich, dass keiner mehr Handwerker werden möchte? Die zudem vergleichsweise schlecht bezahlt sind?

Nachtrag: Wer Nachwuchshandwerker werben möchte, muss zeigen, dass es sexy ist: Passt euch an, macht selbst Content auf TikTok und Co, und zeigt "der Jugend" dass es Bock macht.
 
Die zudem vergleichsweise schlecht bezahlt sind?
Das gilt auch nur bedingt. In den Zeiten von Fachkräftemangel sieht es mit der Bezahlung gut aus. Vor allem in der Industrie. Bei uns im Öffentlichen Dienst gehen Reihenweise die Facharbeiter in die freie Wirtschaft weil dort momentan sehr gut bezahlt wird. Im Schnitt 500 € netto im Monat mehr. Und die kleinen Handwerksbetriebe lassen sich bei der Bezahlung auch nicht lumpen.

Das geht natürlich zu Lasten der Stundensätze bei den Handwerkern und irgendwann werden es sich nur noch wenige leisten können einen Handwerker zu bezahlen.
 
Das gilt auch nur bedingt. In den Zeiten von Fachkräftemangel sieht es mit der Bezahlung gut aus. Vor allem in der Industrie. Bei uns im Öffentlichen Dienst gehen Reihenweise die Facharbeiter in die freie Wirtschaft weil dort momentan sehr gut bezahlt wird. Im Schnitt 500 € netto im Monat mehr. Und die kleinen Handwerksbetriebe lassen sich bei der Bezahlung auch nicht lumpen.

Das geht natürlich zu Lasten der Stundensätze bei den Handwerkern und irgendwann werden es sich nur noch wenige leisten können einen Handwerker zu bezahlen.
Natürlich muss das schlussendlich der Kunde bezahlen und man muss die Balance zwischen einem vollen Auftragsbuch und die entsprechenden Anreize für (neue) Mitarbeiter haben, aber in der aktuellen Situation ist es ganz klar ein Markt zugunsten der Anbieter.

Was das Gehalt angeht: Das mag für ausgelernte und erfahrene Handwerker der Fall sein. Aber die sind bereits "im Netz". Nachwuchs ist das Problem. Und auch wenn es "weh tut", mit solchen Zahlen funktioniert das nicht...
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Ich habe das damals (vor 15 Jahren) nebenbei(!) im Studium verdient. Ganz zu schweigen von dem was es _nach_ dem Studium gab...

Und "damals" konnte ich davon leben - in eigener Wohnung. Das klappt heutzutage mit dem Gehalt nicht mehr.
 
Moin!
Ich glaube, die ist kein Weltschmerz, sondern eine passende Situationsbeschreibung.
Aber; die Ideale unserer Kindheit waren ja auch komplett anders!
In den 1960 er Jahren musste immer noch Wieder Aufgebaut werden, und somit hatte jedes Handwerk goldenen Boden - und gefühlt nach jeder 2. Baustelle hatte jeder Maurer sein eigenes Haus fertig...
In den 1970 er Jahren rollte die Mobilität. Alles was einen Motor hatte wurde gebaut, gekauft, gefahren und geschraubt. Autoschlosser und Zweiradmechaniker waren DIE Helden. (Sepp Schlögel mal als Beispiel).
Und dann passierten 2 Dinge ind den 1980er Jahren; Zuerst kamen "Dallas" und "Denver Clan" ins Fernsehen, und plötzlich wollte jeder entweder Jurist oder Betriebswirt werden, und "tolle" Manager mit Hornbrillen und S-Klasse Benz erzählen Landauf und Landab, dass sich die Industriegesellschaft überlebt hat, und man ja alles im Ausland von CSSR bis China billiger kaufen als im Land produzieren kann... (Ein H. Cromme mal als Beispiel, der hat so erfolgreich Stahlwerke und Hochöfen platt gemacht, dass er Garantiert NICHT in die Hölle kommt, weil Satan Angst haben muss, dass der da unten weitermacht...)
Man rief die "Dienstleistungsgesellschaft" aus, und anstelle Klempner, Zimmermann oder Autoschlosser werden die Kinners nun formschöne Bacheloren und Bacheloretten in allem was mit
"-logen, - gogen und -sophen" endet. Fertig mit 23 Lenzen stürmen sie die Personalabteilungen, ähhh "Eitsch-Ahrrr- Buissness Zentren" und werden als "Projektleiter m/w/d" eingestellt.
Heissa, wie das kracht, wen diese "formschönen" dann die Projekte an die Wand fahren. Die Schäden gehen in die Fantastilliarden, und selbst alten Menschen wird nahegelegt sich entweder extern zu bewerben oder halt Container zu schweißen.
Die "formschönen" sitzen dann zusammen, machen einen Lessons-learned - Workshop und stellen fest, dass das nächste Projekt nicht 20M€ sondern 80M€ haben muss, damit es nich so auffällt, wenn man 15M€ ohne Leistung verschreibt.
Wer will da noch Handwerker werden, einen eigenen Betrieb führen und Verantwortung übernehmen müssen????
VG
 
Jaja, "Root Cause Analyzies" und "Lessons Learned".
Den Hausverstand hat unsere Gesellschaft leider anderen gut klingenden, aber hohlen Aktionen geopfert.
Das ist leider bei mir in der Firma genauso, und jene, die brav diese Zetteln ausfüllen werden mit Führungspositionen belohnt.
Mann bin ich froh in ein paar Jahren einrn neuen "Lebenssbschnitt" zu starten....:cool:
 
Bei uns haben die sogar unsummen an Kohle ausgegeben, damit die im Werk ein Softwaretool haben, um den Projekten „phantasievolle Namen“ zu geben, nachdem man die Themeninhalte in dieses Tool eingegeben hat.
😂🤣

Da kommen dann Namen wie Lessi oder Parrot bei raus… gebildet aus den Anfangsbuchstaben und Beschreibung des…
Dazu beschäftigt man dann noch nen Grafiker (oder Cartoonisten), der zu jedem dieser Projekte dann noch ein Logo und teilweise sogar Cartoonfiguren kreiert…

Welchen Mehrwert hat das ganze dann??

KEINEN!!

🤔Aber das eine Thema fand ich vor einiger Zeit mal lustig:

Vermeidung von „Muda“
(Muda ist das japanische Wort für Verschwendung 🤣😂)

Knickknack…Bei den Abläufen Ironie pur, brauche wohl nicht weiter schreiben😂🤣
 
den Projekten „phantasievolle Namen“ zu geben
Lasst mal studierte Pädagogen auf diese Thematik los!

Da hängen dann irgendwann knallbunte Cartoon-Logos und Anleitungen zur Tool-Benutzung in leichter Sprache sogar noch an den Scheißhaus-Wänden.

An der eigentlichen Aufgabenstellung durch/für den Kunden/Klienten ändert sich allerdings... garnichts.
"Paulchen hat Hunger und braucht vorher noch 'ne frische Windel Schutzhose!"
"Kay? Könntest du das mal eben...? Du kannst doch so gut mit Paulchen! Außerdem sind wir hier noch mit dem neuen Tool-Konzept beschäftigt!" 🙃
 
…wir haben dadurch mittlerweile sogar lebensgroße Aufkleber an den Wänden, in denen dargestellte Männer, Frauen und Transxxx wie Schattenbilder zeigen, wie man den Handlauf zu benutzen hat!
(🤣😂 kein Witz)
 
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